Die eigene Marke entwickeln: Warum das ein zentraler Freude- und Erfolgsfaktor für Freiberufler ist.
Als Freiberufler wissen wir, dass starke Positionierung und Unterscheidbarkeit Teil unseres Ertragsmodells sind. Wir kennen das gute Gefühl, wenn unser berufliches Handeln mit unseren Werten und Motiven übereinstimmt und unser Angebot Resonanz bei den Menschen erzeugt. Diese berufliche Identität, die wesentlichen Qualitäten, mit denen wir uns definieren und einen Unterschied im Leben anderer machen, das macht den Kern unserer Marke aus. Mit anderen Worten: wir sind die Marke. Die Frage ist nur, wie bewusst nutzen und gestalten wir sie?
Business ist eine Einladung, immer wieder aufs Neue und immer klarer herauszuarbeiten, wofür wir stehen und mit welchen Kunden und Partnern wir arbeiten wollen. Über sich selbst als Unternehmer und Dienstleister im Klaren zu sein.
Nosce te ipsum – erkenne dich selbst
Zwar verändern wir uns und alles andere um uns herum auch. Doch im Kern unseres Wesens bleiben wir gleich, das betrifft auch unseren Markenkern. Im besten Fall entspricht der Markenkern unserem Wesenskern, dann haben wir die meiste Energie und Freude am Geschäft. Den Markenkern dürfen wir uns also immer wieder aufs Neue bewusst machen. Oder erstmals gründlich herausarbeiten.
Denn wenn er uns nicht klar ist, können wir leicht ins Schleudern kommen. Im Job wie im Persönlichen. Wie unbefriedigend das ist, wenn wir auf die Frage, was man so beruflich macht, nur auf abgegriffene Allgemeinplätze und langweilige Stereotypen zurückgreifen können (“ich bin Coach”) oder auswendig gelernte Pitches benutzen.
Das können wir besser. Die eigene Marke hilft uns dabei, authentisch und mit Freude über unser Business zu kommunizieren.
Service fängt mit der Marke an
Das bedeutet, dass wir ein deutliches Bild vermitteln, wofür wir diesen Job machen, welche Probleme wir für unsere Kunden lösen und welche neuen Möglichkeiten wir ihnen eröffnen. Im Dschungel der Anbieter vereinfachen wir so die Suche nach Lösungen. Das ist Service. Markenbildung bedeutet markant werden: ausgeprägt, charakteristisch, einprägsam, klar. So steht´s im Duden und so möchten es auch die Menschen sehen, die eine Lösung für ihr Problem suchen.
Schrittweise die eigene Marke entwickeln
Wir entwickeln unsere Markenidentität mit jedem Auftrag und jeder Kommunikation ein Stück weiter. Wie bei der aufsteigenden Wendeltreppe kommen wir der besten Version von uns selbst und unserem Potential immer näher. Die Rolle, die wir für unsere Kunden spielen, entwickelt sich weiter, wir erweitern unsere Kompetenz vertiefen unser Profil. Heute sind wir operativer Problemlöser, morgen vielleicht Mentor. Soweit zumindest die Idealvorstellung.
In der Realität sieht es manchmal anders aus. Da gilt öfter das Muddling Through, wir arbeiten auch mal mit Kunden, die nicht so ganz mit unseren Wertvorstellungen übereinstimmen, übernehmen Aufträge, die nicht perfekt zu unserem Profil passen, denn schließlich gibt es Rechnungen zu bezahlen.
Es geht bei der Markenbildung auch nicht um abgehobene Exklusivität. Markenbildung ist ein iterativer Prozess der unternehmerischen und persönlichen Stärkung und Profilierung mit Versuch und Irrtum. Es geht nicht um eine glänzende Fassade mit schickem Corporate Design, noch nicht mal um ein Logo. Es geht auch nicht darum, sich größer zu machen, als man ist – höchstens ein bisschen vielleicht ;-) oder darum, etwas zu versprechen, was man nur in Ausnahmefällen einhalten will oder kann.
Authentisch bleiben
Eine gut entwickelte, authentische Markenidentität hält uns in schwierigen Zeiten in der Spur, Zeiten in denen wir mit Selbstzweifeln kämpfen, in denen das Geschäft durch veränderte Rahmenbedingungen bedroht scheint, in denen schwierige Kunden Probleme machen.
Wer schon mal nachts im Nebel auf der Landstraße unterwegs gewesen ist, weiß die Vorzüge eines markierten Mittelstreifens zu schätzen. Die gut entwickelte Markenidentität erinnert uns daran, wer wir eigentlich sein wollen.
Drei Beispiele für gelungene Markenbildung bei freiberuflichen Beratern und Dienstleistern, mit denen ich zusammenarbeiten durfte:
Madlen Ziege hat sich stark positioniert mit ihrem Buch „Kein Schweigen im Walde„, produziert die “Sendung mit der Ziege” und baut damit erfolgreich Ihre Personenmarke im Bereich der Wissenschaftskommunikation auf. Fakten und Wissen zum Thema Natur unterhaltsam zu präsentieren, das ist ihr Thema.
Thomas Kluge: Wer einen IT-Texter sucht, kommt an Thomas nicht vorbei. Es war faszinierend zu beobachten, wie er sich in den letzten Jahren immer klarer positioniert hat und seine Marke auf der Grundlage seiner Branchenkompetenz ausgebaut hat. Inzwischen ist er so gefragt, dass er häufig Aufträge ablehnen muss.
Lena Hedemann: Schon beinahe wie eine Simone Janson oder Svenja Hofert von morgen aufgestellt. Durch regelmäßige Blogbeiträge und Events zum Thema Berufung & Karriere baut sie unter dem Motto “Liebe was du tust” eine starke Berater-Marke auf, von der wir in den nächsten Jahren noch einiges zu hören und sehen bekommen werden.
Zusammengefasst: Die eigene, lebendige Markenidentität…
- erleichtert es uns, mit anderen zu kommunizieren, klar zu sagen wofür wir stehen und wofür nicht
- reduziert Komplexität für Unternehmer und Kunden
- schafft Vertrauen bei Kunden und Selbstvertrauen bei uns selbst
- ist wie ein wachsendes Lebewesen, um das man sich kümmert
- signalisiert, dass wir “on” sind, verfügbar und “committet”
- bringt die Freude am Business zurück
Wie kann ich meine eigene Marke entwickeln?
Sehr schön. Das haben wir jetzt verstanden. Nur: Wie geht das denn jetzt genau mit der Markenentwicklung. Welche Schritte kann ich gehen, wenn ich noch nicht so genau weiß, woraus meine Marke besteht. Wenn ich mich nicht auf eine einzige Dienstleistung beschränken sondern mehrere Dinge gleichzeitig tun will.
Woraus kann meine Marke bestehen und was kann ich konkret zur Stärkung meiner Marke tun?
Dazu mehr im nächsten Beitrag.