Storytelling I: Stroh zu Gold – das Rumpelstilzchen-Prinzip

Meine Bühnenpremiere – als Gastspieler am Galli Theater in den Berliner Heckmannhöfen: In der Rolle des Müllers im Kindertheaterstück “Rumpelstilzchen”.

Sich mit der Rolle des Müllers auseinandersetzen heißt, achtsamer mit Ankündigungen zu werden. Denn der Müller ist ein “Großkotz” (siehe auch: Die 7 Kellerkinder/ Galli-Methode), der meint, seine Tochter könne Stroh zu Gold spinnen. Damit bringt er sie, wie wir wissen, in Teufels Küche bzw. in Rumpelstilzchens Bann.

Stroh zu Gold – wer mit Marketing zu tun hat – in eigener Sache, für ein Projekt, einen Auftraggeber – der weiß, dass es oft darum geht, etwas mehr zu scheinen, als man ist, Dinge mit Bedeutung aufzuladen. Schließlich will man Aufmerksamkeit und Interesse hervorrufen – was unter den Bedingungen einer informations-überfluteten Welt nicht einfach ist. Etwas Überhöhung kann also nicht schaden. Man muss es ja nicht gleich so übertreiben wie der Müller – denn schnell ist Glaubwürdigkeit verspielt.

Im Märchen geht es gut aus für die Müllerstochter, später Königin. Denn sie lässt Rumpelstilzchens Namen auskundschaften und löst damit den Bann.

Das Rumpelstilzchen-Prinzip: Was wir nicht benennen können, hat Macht über uns. Es bleibt unerreichbar, wir können nicht gut damit umgehen. Was wir uns bewusst machen und benennen können, wird lösbar – Stroh (im Kopf) zu Gold(igen) Chancen.

Im Märchen macht sich der Müller aus dem Staub (d.h. er bleibt unbewusst) und lässt seine Tochter allein mit dem gold-gierigen König. Nach seinem Abgang bleibt er als hohler Schwätzer in Erinnerung.

Keine schmeichelhafte Rolle also, die ich da spiele. Aber eine tolle Gelegenheit, mich mit meinem eigenen (unbewussten) Großkotz auseinanderzusetzen. Freue mich schon auf die weiteren Auftritte.